Das innere Kind in den Arm nehmen. Mit ihm spielen. Mit ihm reden. Ja, sogar mit ihm basteln, tanzen, singen oder Fantasiereisen unternehmen. In Coachings und psychologischen Therapien ist das innere Kind weitherum präsent. Doch um was geht es eigentlich? Wer ist das innere Kind und was soll man damit?
Als ich Mitte 20 in einer Psychotherapie war, in der es um die Verbesserung meines Selbstbildes ging, schickte mich die Psychologin irgendwann zu einer Kollegin, die mit dem inneren Kind arbeitete.
In der Sitzung sollte ich die Augen schliessen und mit meinem jungen Ich Kontakt aufnehmen. Ich sollte die Kleine und ihre Bedürfnisse wahrnehmen. Ihr zuhören, sie trösten, sie in den Arm nehmen. Schliesslich hatte mir all das in meiner Kindheit oft gefehlt.
Doch als ich da sass und versuchte, mich an mein junges Ich zu erinnern und es in meine Vorstellung zu holen, kamen mir gleichzeitig Gedanken wie: «Das ist doch lächerlich… Völlig absurd, was ich hier mache… Das nützt doch nichts…»
Also gab ich nach zwei Sitzungen auf und war froh, das innere Kind erstmal wieder eine Weile beiseitezulegen.
Doch es kam wieder. Mein junges Ich meldete sich immer öfter und immer heftiger. In Auseinandersetzungen mit meinem Partner zum Beispiel. Da konnte es so richtig toben. Sich so richtig kindisch verhalten. Manchmal gar auf den Boden stampfen, quengeln, zwängen und trotzen. Wie ein richtig wütendes kleines Kind eben. Was war mit mir los?
Erst, als diese Momente sich häuften und mein Leidensdruck wuchs, beschäftigte ich mich wieder (freiwillig) mit dem inneren Kind. Zuerst über meinen Verstand. So las ich Selbsthilfebücher und schaute mir Videos an. Und da begann mir zu dämmern, weshalb die Arbeit mit dem inneren Kind so wichtig und so sinnvoll ist…
Was ist das innere Kind?
Das Konzept des inneren Kindes stammt aus verschiedenen Ansätzen in der Psychologie, etwa aus der Tiefenpsychologie (C. G. Jung) und der systemischen Psychologie. Das innere Kind ist eine Metapher für die Erfahrungen, Gefühle, Bedürfnisse und Verhaltensmuster, die wir in unseren frühen Lebensjahren gesammelt und abgespeichert haben. Es bezeichnet also keine eigentliche «Person».
Das innere Kind steht symbolisch für einen Teil unserer Persönlichkeit, der spontan, emotional, neugierig, manchmal auch verletzlich und bedürftig ist. Oft entstehen in der Kindheit emotionale Verletzungen, sei es durch Ablehnung, Vernachlässigung oder übertriebene Strenge, die wir erfahren haben und mit uns bis ins Erwachsenenalter tragen. Diese verankern sich besonders in unserem Unterbewusstsein.
Bleiben diese inneren Konflikte ungelöst, beeinflussen sie entsprechend unsere Gefühlswelt, unser Verhalten, unsere Beziehungen und unser Selbstbild. Die Arbeit mit dem inneren Kind ist deshalb so wichtig, weil sie hilft, alte Verletzungen zu erkennen, anzunehmen und zu heilen. Ziel ist es, eine liebevolle, fürsorgliche Beziehung zu diesem Anteil in uns aufzubauen. So gelangen wir zu mehr emotionaler Reife, Selbstakzeptanz und innerer Stabilität. Dann kann das innere Kind als Kraft für Lebendigkeit und Kreativität auftreten.
Wie mit dem inneren Kind arbeiten?
Ich gebe zu, die Arbeit mit dem inneren Kind ist zu Beginn gewöhnungsbedürftig. Doch es lohnt sich, sich auf den Prozess einzulassen.
Eine sehr wirkungsvolle Methode dafür ist aus meiner Sicht EFT – die Klopfakupressur. Sie verbindet sanfte Körperstimulation mit emotionaler Selbstreflexion.
In meiner spezifischen Ausbildung zur inneren-Kind-Arbeit lernte ich, wie mit EFT belastende Kindheitserfahrungen ins Bewusstsein geholt und transformiert werden können.
Dabei geht es oft um tief verinnerlichte Glaubenssätze wie «Das kann ich nicht!» oder um innere Bilder aus der Vergangenheit, die plötzlich auftauchen.
Durch das Klopfen wird die emotionale Belastung reguliert, sodass sich die belastenden Gefühle nach und nach lösen können.
Dies ist ein Prozess, der Zeit braucht. Es empfiehlt sich, die Themen auch nach einer EFT-Sitzung weiter zu begleiten, damit sich nachhaltige, neue Gefühlsmuster entwickeln können. EFT ist dafür besonders geeignet, da es eine wirksame und zugleich sanfte Selbsthilfetechnik ist.
Nach und nach wird ein stimmiger Kontakt mit dem inneren Kind möglich – frei von Schmerz und Überforderung. Der Anteil in uns darf endlich frei sein und sich kreativ an unserem Leben beteiligen. Diese Arbeit ermöglicht uns, Frieden mit unserer Vergangenheit zu schliessen.